CTO Daniel Klausers Top 3 am FuW-Forum
Der faire Preis für smart produzierte Energie ist grundsätzlich der Marktpreis. In der Energiebranche ist die Sache allerdings etwas komplexer, weil die Politik ein gewichtiges Wort mitspricht.
Zwei Tatsachen:
- Politische und ökologische Zielsetzungen führen zu Markteingriffen.
- Mit dem Stromnetz ist ein wichtiges Element des Strommarkts ein natürliches Monopol.
Es gibt somit keinen freien Strommarkt und Ich fokussiere im Folgenden darauf, einige Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für einen funktionierenden Markt im Bereich smart produzierte Energie zu benennen.
Das stärkere Unbundling
Das Bild zeigt das SEL-Projekt eines Energie-Quartiers in Huttwil BE. Es handelt sich um eine Eigenverbrauchsgemeinschaft (EVG), die als Plus-Energie-Quartier mit Photovoltaik-Anlage, Batterien, E-Mobilitäts-Sharing und einer intelligenten Steuerung funktioniert. Mit dem neuen Energiegesetz sind EVGs seit Anfang 2018 viel einfacher und in einem besseren rechtlichen Rahmen möglich. Projekte wie jenes in Huttwil wären ohne diesen neuen rechtlichen Rahmen in dieser Art nicht realisierbar.
Die Eigenverbrauchsgemeinschaften sind der Keimling der vollständigen Marktöffnung und das Labor, in dem Innovationen im Bereich Smart Energy entwickelt und erprobt werden. Damit sind EVGs ein wichtiger Zwischenschritt in Richtung marktorientierte Bepreisung von Smart produzierter Energie.
Leider zeigt sich in der Praxis, dass einige Energieversorgungsunternehmen ihre regionale Monopolstellung ausnutzen. So kommt es vor, dass Kunden direkt nach der unumgänglichen Anmeldung einer EVG beim Netzbetreiber umgehend von demselben eine Offerte für Dienstleistungen innerhalb der EVG erhalten.
Ebenfalls “beliebt”: Der Energieversorger macht die Abnahme des Herkunftsnachweises davon abhängig, dass er künftig die Messungen in der EVG übernehmen darf. Das wird gemacht, obschon es unzulässig ist. Damit es in Zukunft nicht mehr passiert und der Markt wirklich funktionieren kann, braucht es ein stärkeres Unbundling – also eine Entflechtung zwischen dem Bereich Energieversorger-Netz und den übrigen Bereichen.
Das Smart Metering
Aus unserer Sicht geht es darum, das Potenzial intelligenter Gebäude für den Klimaschutz auszureizen. Damit das gelingt, braucht es mehr als “Smart Energy”. Es braucht obendrauf auch das so genannte “Smart Metering” – also das intelligente Messen.
Die Diskussion dazu läuft aus meiner Sicht viel zu sehr hardware-getrieben. Smart Metering bedeutet für mich nicht bloss, intelligente Zähler einzubauen. Es zählt vor allem das intelligente Messen. Zuerst ist zu beantworten, welche Daten zu welchem Zweck mit welcher Genauigkeit benötigt werden. Wie dies erreicht wird und welche Hardware eingesetzt wird, soll der Markt entscheiden.
Wir müssen nicht jedes hinterletzte “Verbräuchlein” messen, wozu es dann ein überdimensioniertes Industrie-Messgerät braucht. Stattdessen lassen sich gewisse Werte auch anders ermitteln – indirekt zum Beispiel. Aus meiner Sicht muss die Intelligenz im Adjektiv “smart” vor allem in die Verarbeitung der Daten fliessen.
Die neuen Standards
Zu guter Letzt: das Herzstück von Smart Energy sind die Steuerungen. Sie sorgen dafür, dass Lasten intelligent geschaltet, Batterien intelligent geladen und entladen sowie Elektroautos intelligent getankt werden. Und dafür, dass all das auch noch dem Stromnetz dient.
Damit diese Vision eines Steuerungs-Paradieses Realität werden kann, muss die Kommunikation zwischen den verschiedenen Komponenten, Gebäuden und Quartieren sowie dem Stromnetz und dem Strommarkt standardisiert werden.
Zudem müssen die finanziellen Anreize stimmen, damit tatsächlich smarte Energie produziert wird. Heute ist der finanzielle Nutzen praktisch nur im Bereich des Eigenverbrauchs gegeben. Somit hängt der finanzielle Vorteil hochgradig davon ab, wie hoch die Tarife des Netzbetreibers sind und wie dessen Tarifmodell aussieht. Aus Sicht des Gesamtsystems und des Marktes sollte es abgesehen von Einschränkungen durch die Netzkapazität aber keine Rolle spielen, wo smarte Energie produziert wird. Deshalb braucht es schweizweit einheitlichere und stark kostenbasierte Netztarife.